Die neue Lust der Anpassung
Der Zorn der Jugend scheint verraucht.
„Jugendrevolte“, das klingt wie von vorgestern. Die Zeit der Parkas, abgewetzten
Pullis und Jeans ist vorbei. Die Jugend streift durch die Boutiquen, stutzt
sich die Haare und bewundert ihr modisch aufgemotztes Spiegelbild wie einst
Narziss. Was zuerst einen Hauch ironischer Persiflage hatte, der Kult um die
eigene Schönheit, wird jetzt mit voller Überzeugung betrieben.
Die Jugend, oder besser gesagt: ein
Teil der Jugend, hat die neue Lust der Anpassung entdeckt. Ihr revolutionäres
Potential scheint erschöpft. Wollten sie ehemals alles anders und besser machen
als die „Alten“, so haben sie heute nur noch die eine Sorge, „in“ zu sein und
„im Trend“ zu liegen.
Was hat man bloß mit euch gemacht? Ist
der Generationenkonflikt endgültig gelöst? Haben sie tatsächlich die richtigen
Antworten für euch gefunden? Sie lassen euch an den Freuden des Konsums
teilhaben. Das war ein geschickter Schachzug. Wer einmal auf den Konsumtrip
abgefahren ist, legt bald die idealistische Verachtung für Konsum und Karriere
ab wie alte Klamotten. Sie haben euch an die Nabelschnur der Freizeitelektronik
gelegt und euch süchtig gemacht. Wer etwas zu verlieren hat, und ist es auch
nur Plunder, überlegt es sich mit der Revolte. Die sachte Angst, eines Tages
keinen Job zu bekommen, tut das Ihre, euch gefügig zu machen.
Ist es Opportunismus oder ein neuer
Glaube an die Ideale der Alten? Seht ihr nicht, wie traurig, mürbe und
ausgebrannt sie sind? Und da fahrt ihr mit vollen Segeln ab aufs einst
verachtete „Establishment“?
Ihr seid so cool und proper,
so
harmlos und so nett.
Ihr
seid so lustig und gar nicht lüstern,
so
selbstbewusst und gar nicht frech.
Haben sie es also doch geschafft, euch
zu bändigen und den alten, widerspenstigen Menschen wegzudressieren? Taucht der
„New future man“ am Horizont auf?
Eure Power ist draußen,
euer Body ist zahm.
Eure Frequenzen sind geeicht,
eure
Emotions gesoftet
und
eure Chips sind programmiert.
Ihr
seid happy mit Cola und Candies,
mit
Fun und Highfidelity.
Hat die Jugend endlich begriffen, dass
Widerstand nichts nützt und dass es besser ist, alles nicht so „tierisch ernst“
zu sehen? Wer an der Oberfläche treibt und nicht ins Grübeln gerät, hat es
wesentlich leichter. Wer fröhlich mitmacht, wird auch reichlich belohnt. Und schließlich
ist das Leben das, was es wohl sein soll: ein „Riesenspaß“.